In den sieben Artikeln des Mathothek-Katalogs zur Magie der Zahl Sieben erkennt man, dass diese Magie und deren Ursprung im Wesentlichen in kosmischen Erscheinungen zu suchen ist, nämlich den sieben beweglichen Himmelskörpern: Sonne und Mond sowie den Planeten Merkur, Venus, Mars, Saturn und Jupiter. Das ist aber natürlich nur zu verstehen, wenn man das damalige geozentrische Weltbild in der Vor- und Frühgeschichte zugrundelegt. Über besonders begabte und eingeweihte Menschen, die als Wissende, Priester und auch Herrschende eine Sonderstellung einnahmen, bekam mit der wachsenden religiösen und kulturellen Entwicklung die Sieben eine immer breitere Basis als heilige Zahl für die einfachen bäuerlichen und handwerklichen Menschen. Dieser Prozess hat sich sicher von zivilisatorischen Zentren ausgebreitet, durch kulturellen Austausch und Veränderungen an verschiedenen Orten weiterentwickelt und hat sich, wie wir sehen, in den verschiedensten Formen und Bereichen erhalten, vor allem auch in traditionellen erzählerischen Überlieferungen und im Alltag. Die Vorliebe für die Zahl Sieben ist anscheinend tief verwurzelt und immer noch weit verbreitet. Dabei ist natürlich der mythologische Ursprung kaum noch jemandem bewusst.
Die Bevorzugung der Sieben zur Mengenbildung, oft in Verbindung mit einer Rangfolge, gab es schon in der Vergangenheit und gibt es noch heute. Eine alte solche Sieben-Ranggliederung stellt die antike Liste der sieben alten Weltwunder dar.
Wie man auf dem Wegweiser in der Mathothek sehen kann, bestand diese Auswahl an Weltwundern aus den folgenden:
- Die Hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon
- Der Koloss von Rhodos
- Das Grab des Königs Maussolos II. zu Halikarnassos
- Der Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria
- Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten
- Der Tempel der Artemis in Ephesos
- Die Zeus-Statue des Phidias von Olympia
Die sieben Weltwunder wurden etwa 450 v. Chr. benannt. Bedingt durch Krieg, Naturkatastrophen und ähnlichem existieren heute nur noch die Pyramiden von Gizeh. Trotzdem wurde die (neuzeitliche) Liste der wichtigsten Bauwerke bei sieben belassen, sodass es weiterhin sieben Weltwunder gibt. Am 7. Juli 2007 wurde in Lissabon folgende neue Liste der Sieben Weltwunder erstellt:
- Chichén Itzá (Mayatempel)
- Chinesische Mauer
- Cristo Redentor (Rio d. J.)
- Kollosseum (Rom)
- Machu Picchu (Peru)
- Felsenstadt Petra (Jordanien)
- Taj Mahal (Indien)
Im Jahr 1995 wurde die folgende Rangliste technisch hervorragender Bauwerke aufgestellt:
- CN-Tower (Kanada)
- Zuiderzeewerke und Deltawerke (Niederlande)
- Empire State Building (USA)
- Eurotunnel
- Golden Gate Bridge (USA)
- Itaipu-Damm (Sudan)
- Panamakanal
Häufig führten solche Aufstellungen zu Protest und Streitereien, die Listen wären wohl „endlos“ geworden, hätte man nicht die magische Sieben zum Maß gehabt.
Auch die Liste der Bereiche, die ein Student im Mittelalter absolvieren musste, ehe er sein eigentliches Studium beginnen konnte, bestand aus drei plus vier Fächern, den Sieben Freien Künsten:
Die ersten drei Fächer umfassten sprachliche und philosophische Inhalte, während die letzten vier Fächer damals als die mathematischen Fächer galten.
- Grammatik
- Rhetorik
- Didaktik
- Arithmetik
- Geometrie
- Musik
- Astronomie
Die Siebenzahl kannte man in der Antike in diesem Zusammenhang noch nicht. Allerdings gab es, auf Platon zurückgehend, bereits die vier mathematischen Fächer: Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.
Die mittelalterliche Universität kannte dann den Kanon der Sieben Freien Künste, war aber nur in Ansätzen mit dem heutigen Lehrbetrieb zu vergleichen. So waren die Studentenzahlen wie auch die Studienmöglichkeiten bis ins 15. Jahrhundert sehr begrenzt. Zugang zur höheren Bildung erhielten ohnehin nur Männer, meist Söhne reicher Ratsherren, seltener auch von Adligen. Eine Aufnahmeprüfung gab es nicht, die Studenten mussten vorab nicht einmal unbedingt eine Schule besucht haben. So verwundert auch nicht das junge Durchschnittsalter der Studenten von 12 Jahren. Jeder „Scholar“ musste zunächst das Studium der „Sieben Freien Künste“, septem artes liberales an der Artistenfakultät absolviert haben. Erst dann konnte er an den höheren Fakultäten Theologie, Philosophie, Jura oder Medizin studieren.
Die Goldene Bulle war von 1356 bis 1806 die wichtigste grundgesetzliche Basis des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Sie regelte vor allem die Modalitäten der Wahl und Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser. Diese Wahl geschah durch die sieben Kurfürsten. Dieses Gremium bestand aus drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten. Die Goldene Bulle war das von Kaiser Karl IV. mit den Fürsten ausgehandelte und in Urkundenform verfasste Grundgesetz für das föderative Reich.
Hier besitzt die Zahl Sieben über ihren Anzahlcharakter hinaus noch die gesamte Aura der heiligen Zahl: Die Drei der geistlichen Kurfürsten entsprach dem himmlischen, göttlichen Bereich und die Vier der weltlichen Kurfürsten dem irdischen Bereich. Ihre Summe ergibt wieder die Vollkommenheit der Sieben. Diese Vollkommenheit der Zahl Sieben steht somit für die Vollkommenheit des Gremiums und so auch für eine vernünftige Größe des Wahlgremiums. Die Herrschaft des Königs oder Kaisers war im Mittelalter gottgewollt und daher heilig. Ohne jeden Zweifel war dann wohl auch die Zahl Sieben als Anzahl der Kurfürsten „gottgewollt“.
Es handelt sich hier um die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier sowie die weltlichen Kurfürsten: der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Dieses Objekt der Mathothek ist eine Abbildung der sieben steinernen Tafeln mit den sieben Kurfürsten, die als Kopien am Mainzer Rheinufer stehen. Die Originale befinden sich im Mainzer Landesmuseum.
Die „Heiligkeit“ spielt bei der gültigen gesetzlichen Vorschrift für die Gründung eines eingetragenen Vereins sicherlich keine Rolle mehr.
Aber auch die Schlümpfe müssen sich bei der Gründung ihres Macic-Seven-Vereins e.V. an diese Vorschrift halten, dass es mindestens sieben Gründungsmitglieder sein müssen. Offensichtlich haben sie ja diese Hürde genommen.
Interessant ist es, sich in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, dass für einen jüdischen Gottesdienst mindestens sieben Männer anwesend sein müssen. Jesus hat hier die Magie der Sieben durchbrochen, indem er sagt, dass, wo auch immer zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, er mitten unter ihnen weilen will.
Würfel stehen für den Zufall. Aber nimmt man bei einem Wurf die Summe der Augenzahl in der gewohnten Weise plus die der gegenüberliegenden, verdeckten Seite, so ist das Ergebnis kein Zufall mehr – die Summe ergibt immer die Sieben.
Vier Legespiele gibt es in der Mathothek, die jeweils sieben Teile besitzen. Das bekannteste ist das sehr verbreitete Tangram. Das originale Spiel besteht aus seinen fünf dreieckigen und zwei viereckigen Grundfiguren, die durch „Zerschneiden“ eines Quadrates entstanden sind.
Die Siebenzahl bei dem nächsten Legespiel ist allerdings geometrisch vorgegeben: Aus vier gleichgroßen Quadraten lassen sich genau sieben verschiedene Figuren zusammensetzen, die man als Tetrominos bezeichnet. Dasselbe gilt auch für die Kombinationen von vier regelmäßigen Sechsecken.
Es reichen aber auch sieben Pentominos für das folgende Legespiel, bei dem das Quadrat mit diesen sieben Formen so auszufüllen ist, dass nur eine der Zahlen von 1 bis 36 freibleibt. Eine Abwandlung von diesem Legespiel ist das Geburtstagsspiel aus dem Mathematikum in Gießen. Hier ist das Rechteck mit sechs von den sieben Teilen so zu belegen, dass der eigene Geburtstag freibleibt.
Bei Kindern sind Überraschungseier sehr beliebt. Sie bieten neben etwas Süßem noch eine Überraschung in Form eines Figürchens. Beides ist verpackt in einem eiförmigen Behälter. Hier hatte einer von Zweien Glück und fand in seinem Überraschungsei einen kleinen Plastikelefanten, ein erwünschtes Sammelobjekt. Der andere hatte in seinem Ei nur einen kleinen Phantasievogel, den er noch selbst zusammensetzen musste. Die Wahrscheinlichkeit eine Plastikfigur aus einer Serie in einem Überraschungsei zu finden, beträgt 1/7≈15 %, weil nur in jedem siebten Ei eine solche Figur enthalten ist.
Im Alltag gebrauchen wir gerne Redewendungen und Sprichwörter. Sie verbinden Menschen mit ähnlichem kulturellen Hintergrund und verwandten Traditionen durch ihre Art ihrer sprachlichen Fassung, z.B. manchmal gereimt oder mit einem angenehmen Rhythmus, mit bekannten Bildern oder Merkhilfen. Sehr häufig tritt dabei auch die Zahl Sieben mit ihrer Magie auf.
Bekannt ist die sprichwörtliche Überlebensfähigkeit einer Katze, der man sieben Leben zuspricht.
Diese sieben Leben sind, wie der kürzlich leider gestorbene Karikaturist Uli Stein meint, aber nicht gerade billig.
Ein Spiegel hat natürlich nicht diese Überlebensfähigkeit einer Katze und war früher ausgesprochen teuer. So entstand die Warnung, dass es sieben Jahre Unglück bringe, wenn man einen Spiegel beschädigt. Hier wurde also die Magie der Sieben zum pädagogischen Zweck benutzt.
War es der junge Mann, der den Spiegel zerbrochen hat, so kann er wohl zumindest seine Sieben Sachen packen und gehen. In diesem Falle ist es schon aus der erforderlichen Eile geboten, schnell das Weite zu suchen, ohne noch lange zu zählen. Es sind natürlich alle seine Sachen gemeint und nicht genau sieben.
Auch die folgende Bauernregel: ist nicht dazu geeignet, auf die Goldwaage gelegt zu werden: „Wenn der Siebenschläfertag (27. Juni) ein Regentag ist, regnet es sieben Wochen lang.“ Das gilt für das Datum wegen der gregorianischen Kalenderreform ebenso wie für den exakten Zeitraum von sieben Wochen.
Ursprünglich gab es natürlich kein Gesetz, dass die Grüne Soße aus genau sieben Frühlingskräutern hergestellt werden muss. Ähnlich wie bei den „Sieben Sachen“ kam es nicht so genau darauf an. Man nahm, was man hatte. Aber dann kam das EU-Recht und die Bezeichnung „Frankfurter Grüne Soße“ sollte als regionale Spezialität EU-weit geschützt werden. Und damit ließ man die Siebenzahl gesetzlich festschreiben. Natürlich erhoffte man sich dabei von der uralten Magie der Sieben zu profitieren.
Auf der Verpackung dieser Zahnpasta sind die sechs vorbeugenden Heilpflanzen und das schonende Mineralsalz werbewirksam abgebildet. Vorher waren es keine sieben. Ob es immer noch jemand gibt, der nicht von der Magie der Sieben überzeugt ist?
Nicht nur die „Grie Soß“ wird durch die „heilige Sieben“ schmackhafter und gesünder, sondern auch ein Kuchen, wenn man einem alten Kinderlied Glauben schenken darf. Für einen guten Kuchen benötigt man sieben Sachen: Butter und Schmalz, Zucker und Salz, Eier und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl.
Die Magie der Zahl Sieben wird aber auch, offensichtlich ohne der Werbung zu schaden, in Filmtiteln und Schlagertexten benutzt.
Um sich eine Vorstellung bei dem Lied „Über sieben Brücken musst du gehen…“ zu machen, gibt es in der Mathothek ein schönes Exponat (Brückenproblem von Königsberg).
Zwar wäre das Kinderbuch Max und Moritz von Wilhelm Busch sicher auch mit sechs Streichen oder mit acht nicht weniger oder mehr erfolgreich geworden. Aber es sind sieben antiautoritäre Streiche. Und ein grässlich reaktionäres Ende der beiden Buben.
Wie nach dem siebten Streich das Ende von Max und Moritz kommt, so endet nach dem siebten Artikel (ohne den Überblicksartikel, mit ihm wären es acht!) über die magische Sieben diese Reise durch Räume und Zeiten.
Nebenbei bemerkt, die Acht ist auch eine besondere Zahl. Sie setzt auf die Vollkommenheit der Sieben noch Eins drauf: In der Architektur vermittelt sie als Achteck zwischen der irdischen Vier, dem Quadrat und der vollkommensten Figur, dem Kreis.
Zum Schluss noch ein Wortwitz mit „sieben Meter langem Bart“: Was ergibt sieben mal sieben? Feinen Sand!