Die Zahl Sieben: Die Auftritte der Sieben in den drei „Buch“-Religionen – Die religiöse Magie der heiligen Sieben

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Eine sehr alte und auch besondere Religion ist das Judentum, das oft im Widerspruch zu der großen Kultur im Land zwischen Euphrat und Tigris stand, aber auch in seinem Einflussbereich lag. In der Mathothek gibt es einige berede Exponate zur Rolle der magischen Sieben im Judentum

Die Zahl Sieben besitzt im Judentum eine Sonderstellung, die sich einmal aus den Vorstellungen des Kulturraums des Zweistromlandes herleitet. Allerdings spielte die Sieben als besondere Zahl in dem zweiten Großreich, nämlich in Ägypten auch eine bedeutende Rolle. So hatten die Ägypter sieben Götter oder Göttinnen. Die Thora, das Buch der Juden, beginnt mit der siebentägigen Schöpfungsgeschichte: Gott erschuf in sechs Tagen die Welt, ruhte am siebten Tag aus und fand sein Werk „vollkommen“. Hier kommt die enge Verwandtschaft im Hebräischen von sieben und vollkommen zum Tragen.

Die Thora enthält noch an vielen anderen Stellen die Zahl Sieben. Die Zahl Sieben steht in der  israelitischen Religion als Zeichen der Ganzheit, der Fülle und Vollkommenheit.

Der siebenarmige Leuchter (die Menora) soll an den Lebensbaum erinnern und ist mit Davidstern ein wesentliches Symbol des Judentums. Sie fand auch Aufnahme in die Flagge des heutigen Landes Israel. In der jüdischen Bibel wird ein Traum des ägyptischen Pharaos erzählt, in dem dieser zunächst sieben fette Ähren auf einem Halm sah und dann sieben magere Ähren, ebenso sieht er zunächst sieben fette Kühe und dann sieben magere aus dem Nil aufsteigen. Josef, ein Israelit, deutet ihm den Traum als Ankündigung Gottes von zunächst sieben fetten Jahren, auf die sieben magere Jahre folgen werden.

Das Sabbatjahr  ist in der Tora (Bibel) ein Ruhejahr für das Ackerland. Nach sechs Jahren Bebauung wird das Land (wie beim Sabbat als Ruhetag)  ein Jahr brach liegen gelassen. Der Sabbat ist der siebte Tag der Woche, der Tag, an dem alle Arbeit ruhen muss, so soll auch der Acker nach sechs Jahren Ertrag ein Ruhejahr halten.

Das Erlassjahr ist ein Gebot der Tora. Jedes 50. Jahr nach dem siebten von sieben Sabbatjahren, also nach jeweils 49 (=7⋅7) Jahren, sollen die Israeliten ihren untergebenen Volksangehörigen einen vollständigen Schuldenerlass gewähren, ihnen ihr Erbland zurückgeben und Schuldsklaverei aufheben.

Bei den Zehn Geboten, die Gott Mose auf zwei Tafeln schreiben ließ, scheint auf der ersten Blick die heilige Sieben keinen Auftritt zu haben. Die Zehn Gebote sind aber aufgeteilt in drei Gebote, die das Verhältnis Gottes zu seinem Volk betreffen und in sieben, das Verhalten unter den Menschen regeln sollen.

Dass im Christentum, das aus dem Judentum entstanden ist, die Zahl Sieben ebenso eine ganz große Rolle spielt, ist ein Erbe dieser Entwicklung und daher wenig verwunderlich.

Das Buch der Christen, die Bibel, besteht aus dem Alten Testament, das dem Buch der Juden entspricht, und dem Neuen Testament, zu dem auch die Offenbarung des Johannes gehört, in dem die Sieben besonders oft auftritt.

Aufgrund der engen Verbindung von Judentum und Christentum mit allen Gemeinsamkeiten und Unterschieden spielt die Sieben mit ihren magischen Bedeutungen auch im Christentum eine große Rolle, natürlich auch und gerade die aus dem Judentum stammende enge Verbindung von sieben und vollkommen. So hat auch die christliche Woche sieben Tage, wenn auch der Ruhetag vom jüdischen Sabbat mit Blick auf die Auferstehung des Herrn auf den ersten Tag der Woche, den Sonntag, verlegt wurde. Die Siebenzahl der Wochentage und damit die Anzahl der Schöpfungstage der Juden blieb bestehen.

Neu ist die Sieben im zentralen Gebet der Christen, nämlich im Vaterunser, jenem Gebet, das Jesus selbst die Jünger gelehrt hat.

Dieses Gebet enthält sieben Bitten: Geheiligt werde dein Name/ dein Reich komme/ dein Wille geschehe/ unser täglich Brot gib uns heute/ vergib uns unsere Schuld/führe uns nicht in Versuchung/erlöse uns von dem Bösen. Auch hier erkennt man nicht nur die Sieben, sondern auch die besondere Zusammensetzung der heiligen Sieben aus den besonderen Zahlen Drei und Vier: Die drei ersten Bitten wenden sich direkt an Gott, die vier anderen sind die Bitten der Menschen „um ihr täglich Brot“. Die heilige Drei ist die Zahl des Himmlischen, des Geistigen und Göttlichen, Die Vier steht für die Erde, den Menschen und das Vergängliche.

In dieser Textstelle des Matthäus-Evangeliums geht es um das Vergeben und die Aussage, seinem Bruder großzügig und immer wieder zu verzeihen und damit auf Rache und Vergeltung zu verzichten. Die Vervielfältigung der Sieben zu siebzigmal siebenmal ist ein Bild für die geforderte Überfülle an Bereitschaft, dem Nächsten zu vergeben.

Den Abschluss des Neuen Testaments bildet die Offenbarung des Johannes. In dieser apokalyptischen Vision kommt die magische Sieben besonders wirksam vor. Die Basis ist die Sieben der sieben christlichen Gemeinden, an die diese Botschaft gerichtet ist. Die Sieben in dieser apokalyptischen Vision stellt aber auch eine Verbindung zu einem anderen Bericht im Alten Testament her: Die Eroberung der Stadt Jericho durch die Israeliten, Darin ist von sieben Priester die Rede, die an sieben Tagen siebenmal mit der Bundeslade die Stadt Jericho umrundeten, ehe das Blasen von sieben Posaunen die Stadtmauern einstürzen ließen.

In diesem Text kommen dann sieben Geister vor seinem Thron, sieben goldene Leuchter, sieben Sterne, sieben Engel, sieben lodernde Fackeln, Buch mit sieben Siegeln,  sieben Hörner und sieben Augen, sieben Posaunen und sieben Donner vor. Es erscheint ein großer und feuerroter Drache mit sieben Köpfen mit zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Es folgen sieben Plagen und sieben Schalen mit dem Zorn Gottes. Zum Schluss kommen noch sieben Berge und sieben Könige. Insgesamt wird so in der Offenbarung 17mal die Zahl Sieben bemüht.

Allerdings ist der 18. Auftritt der Sieben innerhalb der Offenbarung sicher ungewollt, aber mathematisch toll. Es ist von einem Tier, einem Ungeheuer die Rede, das die Zahl sechshundertsechsundsechzig trägt, also 666. Hier nutzt der Autor die Eigenheit des griechischen und auch des hebräischen Alphabets, in denen die Buchstaben nicht nur für Laute, sondern auch für  Zahlwerte Verwendung fanden. Was oder wer nun auch immer mit dem Namen 666 gemeint war, so ist folgende Behauptung nachprüfbar richtig: 22+32+42+52+72+112+132+172=666. Es ist also die Summe der Quadrate der ersten sieben Primzahlen die Zahl des Tieres.

In der größten christlichen Konfession, der römisch-katholischen Kirche, ist die Sieben sehr verbreitet. Der wunderschöne Dom von Limburg an der Lahn aus dem 13. Jahrhundert steht mit seinen sieben Türmen wie eine Gottesburg auf dem Lahnfelsen. Mit diesen sieben Türmen verweist er auf die sieben Sakramente der katholischen Lehre: Taufe, Firmung, Eucharistie, Bußsakrament (Beichte), Krankensalbung, Weihesakrament (in den drei Stufen der Diakon-, Priester- und Bischofsweihe) und Ehe.

Auch hier erscheint die Sieben als Summe der Zahlen Drei und Vier. Taufe, Firmung und Eucharistie sind die drei Sakramente, durch die der Mensch in die Kirche eingegliedert wird. Die anderen vier betreffen besondere Momente im Leben der erwachsenen Menschen. In der Tradition der römisch-katholischen Religion hat sich die Zahl von sieben Sakramenten herausgebildet, die in ihrer Siebenzahl 1274 vom zweiten Konzil von Lyon festgelegt wurde. Weiterhin kennt die katholische Kirche die sieben Kardinaltugenden, die sieben Todsünden und die sieben Gaben des Heiligen Geistes (sieben Weisheiten).

An diesem Haus in der Fachwerkstadt Limburg an der Lahn, an dem diese Tafel angebracht ist, befinden sich sieben geschnitzte Köpfe (Holzfratzen), die die sieben Todsünden darstellen: Hoffahrt, Geiz, Neid, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Zorn und Trägheit. In der Mathothek sind die diese Sünden darstellenden Gesichter auf Fotos zu sehen.

Die Kirchen der Gotik haben sehr oft heilige Zahlen in ihren Verzierungen und ihrer Architektur aufzuweisen. Auf diesem Bild in der Mathothek kommt die Sieben etwas versteckt, aber triumphierend daher: In der wunderbaren Fensterrose steckt sie gleich zweimal, sie besitzt 14=2⋅7 Blütenblätter. Vierzehn ist natürlich eine Steigerung der Sieben. In dem Wimperg (Dreieck) verbindet der Kreis und vereint das Dreieck drei Dreipässe mit einem Vierpass in der Mitte.

Das Buch der dritten abrahamitischen Religion ist der Koran. Auch im Islam tritt die Sieben in ihrer magischen Funktion auf und zeigt auch dadurch, dass er viele Bezüge zu den beiden älteren monotheistischen Religionen und insgesamt mit der kulturellen Entwicklung hat, die durch die Sonderstellung der Sieben markiert ist.

Dieses Foto zeigt vier Objekte, die sich in der Mathothek befinden und auf die magische Sieben im Islam hinweisen. In der islamischen Vorstellung gibt es neben sieben Höllen für die Verdammten auch eine Hierarchie von sieben Himmeln, von denen der siebte Himmel der höchste ist und Mohammed aufgenommen hat. Allerdings gab es die himmlische Siebenzahl auch schon in der den altgriechischen Vorstellungen und in der Mithrasreligion im antiken Persien. Hier stammt die Sieben von den sieben Sphären der sieben Himmelskörper: Sonne, Mond und fünf mit bloßem Auge erkennbare Planeten und korrespondierte mit den sieben Weihestufen dieser Mysterienreligion.

Das Bild links von den abgestuften Himmeln zeigt in starker Stilisierung das größte Heiligtum der Muslime: die Kaaba in Mekka. Eine der fünf Säulen des Islams ist die Pilgerfahrt nach Mekka, wo der Pilger als Höhepunkt mit anderen Pilgern siebenmal die Kaaba spiralförmig umkreisen muss. Ferner gehört zur großen Pilgerfahrt auch die siebenfache Wanderung auf einem bestimmten Weg, bei der der Pilger an einer bestimmten Stelle mit sieben Steinen auf den Teufel in Form dreier Säulen werfen muss, die die teuflischen Versuchungen symbolisieren. (Mag sein, dass hier die Drei der Säulen mit der christlichen Dreifaltigkeit verbunden wird?) Vermutlich ist deswegen im Islam die Drei keine heilige Zahl. Neben den sieben Himmeln und Höllen tritt die vollkommene Sieben auch noch als Zahl der Klimate, Erden, Meere, Farben, Propheten, aktiven Kräfte, Zustände und Situationen des Herzens auf.

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